Bisher lag unser Focus nicht auf Reisen in Deutschland. Corona hat uns das Fliegen verleidet und so haben wir in Deutschland nach Gegenden gesucht, wo wir Naturerlebnisse finden könnten. Unsere Wahl fiel auf den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft auf der Halbinsel Fischland-Darß. Da der Weg von Deutschlands Mitte bis an die Ostsee lang ist, haben wir im Naturschutgebiet Lüneburger Heide Station gemacht. Das Pietzmoor bei Schneverdingen, durch Bohlenwege erschlossen, zeigt eindringlich wie wichtig die Renaturierung von Mooren, den größten Co2-Senken, ist. Das Moor ist nicht nur wichtig, sondern von besonderer, herber Schönheit. Die umgebende Heidelandschaft ist in all ihrer Besonderheit das Ergebnis der Trockenlegung von Mooren zum Zweck der Urbachmachung seit neolithischen Zeiten.
Kraniche rasten im Herbst auf dem Darß - diese majestätische Tiere, deren Formationen wir sonst nur über unser Haus fliegend beobachten können, nah zu sehen und zu fotografieren, stellte für uns eine besondere Motivation dar. Allerdings wurde schnell klar, dass der Wunsch nach "nah" nicht erfüllt werden kann, da die Kraniche so scheu sind, dass man sich ihnen nur auf ca. 300 Meter nähern kann ohne sie zu stören. Tausende Kraniche auf der Insel Kirr mitten im Bodden bei Zingst war allerdings schon ein beeindruckender Anblick zudem bei günstigen Wetterverhältnissen spektakuläre Szenen durch ihren Einflug vor dem Mond und den Start in die aufgehende Sonne zu ihren "Tagwerk" beim Fessen auf den Feldern in der Umgebung entstanden. Näher kamen wir ihnen im Kranorama des NABU, das einen Ausblick auf ein Feld bietet, wo sie zu Hunderten stehen und sich das Rüstzeug für den Zug anfuttern.
Auf der Insel Kirr, die den Kranichen als geschütztes Nachtquartier dient, müssen allerdings vom Naturschutz Maßnahmen ergriffen werden um die günstigen Zustände nicht nur für die Kraniche zu erhalten. Die Insel wird gezielt abgeweidet um zu verhindern, dass das Schilf die Insel überwuchert und die Carnivoren wie Fuchs, Waschbär, Marderhund usw. werden jagdlich dezimiert um die Gelege der vielen Vögel zu schützen. Naturschutz geht leider nicht ohne Eingriff des Menschen! Neben den Kranichen gibt es geschützte Lebensräume für Seeadler, unzählige Vogelarten, vor allen Dingen Watvögel, Enten verschiedenster Arten und Schwäne, aber auch für Rothirsche und Wildschweine, deren große Population nicht erwünscht ist.
Der Leuchtturm Darßer Ort an der Nordwestspitze der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst wurde 1848 erbaut und ist noch heute in Betrieb. Er ist etwas über 35 Meter hoch und gehört zu den ältesten an der deutschen Ostseeküste. Der Turm steht mitten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft am Rande des rund 4 700 Hektar großen Darßwaldes. Vom Ostseebad Prerow aus sind es etwa fünf Kilometer. Man gelangt nur zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Pferdekutsche oder der Darßbahn zum Darßer Ort. Den Hinweg haben wir zu Fuß erledigt, den Rückweg wegen starkem Regen mit der Darßbahn.
Zingst und Prerow auf dem Darß und Ahrenshoop am Übergang zu Fischland sind touristisch voll erschlossene Orte und entsprechend überlaufen. Bei den Wanderungen im Naturschutzgebiet und entlang den Küsten ist ein ruhiger Augenblick die Ausnahme, in der man mit allen Sinnen die besonderen Anblicke und Ausblicke geniessen kann.
In Ahrenshoop weht noch ein kleiner Hauch der Künstlerkolonie des 19. Jahrhunderts. Viele Galerien ziehen auch namhafte Künstler und Künstlerinnen an, so z.B. Ingeborg Hunzinger, deren Pegasus in Strandnähe steht.
Auf der Rückfahrt besuchten wir den sogenannten Gespensterwald bei Nienhagen. Dort gibt es direkt an der Ostsee einen Steilhang an dem durch den Einfluss des Windes und der salzhaltigen Seeluft ein besonderer Wald entstanden ist. Graue Stämme und unter den Bedingungen leidende Bäume ergeben einen gespenstischen Gesamteindruck. Leider ist auch dieser Ort einschließlichb des Strandabschnitts von Touristen derart überlaufen, dass nur unter Aufbietung größter Phantasie ein emotionales Naturerlebnis vorgestellt werden konnte.